Systemwechsel - nicht das Tool ist das Problem!

Systemwechsel in der Payroll: Warum das Tool nicht das Problem ist

Ein neues Abrechnungssystem klingt nach Fortschritt, Effizienz und Automatisierung. Doch die Realität sieht oft anders aus: Medienbrüche, Frust im Team und mehr manuelle Nacharbeit als zuvor. Warum scheitern so viele Systemwechsel in der Lohnabrechnung an der Praxis? Eine ehrliche Analyse.


1. Fachliche Abteilungen werden zu spät eingebunden
Entscheidungen fallen oft auf strategischer oder technischer Ebene – ohne die Payroll-Profis, die später mit dem System arbeiten. Schnittstellen wie HR oder FiBu werden oft vergessen, eine klare Ist-Analyse fehlt.

Lösung: Die Payroll muss früh mit an den Tisch. Mapping der aktuellen Prozesse, Bedarfsanalyse für das neue System und Einbindung aller angrenzenden Systeme sind Pflicht.

2. Unklare Datenflüsse & Schnittstellenprobleme
Trotz versprochener Integration bleibt es bei Excel-Listen und manueller Nacharbeit. Daten kommen zu spät, unvollständig oder falsch an – ein Albtraum für jede Abrechnung.

Lösung: Technische UND organisatorische Definition der Schnittstellen. Klar geregelt, wer was wann liefert – und wer es prüft.

3. Schulung kommt zu spät oder gar nicht

Viele Teams sehen das neue System zum ersten Mal nach dem Go-live. Es fehlt an Verständnis, Übersicht und Sicherheit. Besonders in altersgemischten Teams kann das zu Frust oder Fehlern führen.

Lösung: Zielgruppengerechte Schulung , angepasst an Tempo und Lernstil – idealerweise schon vor dem Start. . Und: Die Schulung endet nicht mit dem Go-live.

4. Systemwechsel = Change, nicht nur IT
Ein Systemwechsel ist kein reines IT-Projekt. Es betrifft Menschen, Routinen, Zusammenarbeit. Wird das nicht mitgedacht, fühlt sich der Wechsel wie ein „Zusatzproblem“ an. Widerstand ist oft die Folge.

Lösung: Der Wechsel ist ein Veränderungsprozess. Kommunikation, Rollenklärung und ein begleitetes Übergangsmanagement sind entscheidend.

5. Fehlende Prozessanalyse
Wer alte Prozesse einfach übernimmt, verpasst die Chance auf Optimierung. Oft wird das Alt-System 1:1 kopiert – inklusive Schwächen.

Lösung: Vor dem Wechsel klären: Was läuft gut? Was nicht? Welche Prozesse müssen wirklich mit?

Was hilft: Systemwechsel als Change-Projekt behandeln – mit klarer Kommunikation, Beteiligung und Begleitung.

6. Fehlende Akzeptanz im Team
Ein neues System wird oft als Belastung empfunden – besonders in altersgemischten Teams. Das erzeugt Unsicherheit und Widerstand.

Lösung: Kommunikation auf Augenhöhe, echte Einbindung und individuell zugeschnittene Schulungen. Technik muss den Menschen dienen, nicht umgekehrt.


Fazit: Nicht das System ist das Problem – sondern der fehlende Transfer

Ein neues Payroll-System kann viel leisten. Aber nur, wenn Prozesse, Datenflüsse und Menschen mitgedacht und mitgenommen werden. Wer Schulung, Schnittstellen und Change unterschätzt, produziert statt Fortschritt und Effizienz genau das Gegenteil – Frust, Fehler, Folgekosten.

Sie planen einen Systemwechsel? Ich begleite Sie gerne – als Projektleiterin, Beraterin oder Transfer-Trainerin mit durchdachten Schulungskonzepten.

Beitrag teilen:

Verwandte Beiträge

Lohnabrechnung In der Insolvenz

Unternehmensinsolvenzen 2025: Lohnabrechnung, Insolvenzgeld und Arbeitnehmerrechte im ÜberblickLohnabrechnung in der Insolvenz: ein umfassender Überblick

Die Insolvenzwelle in Deutschland erreicht 2025 neue Höchststände: Bereits im ersten Halbjahr wurden rund 12.000 Unternehmensinsolvenzen registriert – ein Anstieg von 12,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum und der höchste Wert seit 2015. Damit übertreffen die aktuellen Zahlen deutlich die bereits rekordverdächtigen 3.991 Insolvenzen des dritten Quartals 2024, die damals einen 14-Jahres-Höchststand markiert hatten.

Das zweite Quartal 2025 erreichte mit 4.524 betroffenen Personen- und Kapitalgesellschaften einen neuen Rekordwert seit 2005. Experten prognostizieren für das Gesamtjahr 2025 erstmals seit über einem Jahrzehnt mehr als 25.000 Unternehmensinsolvenzen – ein Anstieg um 15% gegenüber den bereits hohen 2024er Werten. Besonders betroffen sind die Branchen Verkehr und Lagerei, Baugewerbe sowie das Gastgewerbe, während ostdeutsche Bundesländer überproportional hohe Zuwachsraten verzeichnen.

Die Insolvenz ist ein komplexes Thema, das sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer viele Fragen aufwirft – denn oftmals bedeutet eine Insolvenz nicht das Ende des Geschäftsbetriebs, sondern wird unter neuen Rahmenbedingungen fortgeführt. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die zentralen Aspekte im Arbeits-, Lohnsteuer- und Sozialversicherungsrecht und klären, worauf es in der Lohnabrechnung ankommt.

Mehr lesen

Girls’ Day 2024: Der Startschuss für Payroll lernen mit KI

Wie bringt man Schülerinnen Payroll-Themen näher? Und zwar so, dass sie am Ende sagen:

„Ich hätte nicht gedacht, dass Lohnabrechnung spannend sein kann.“

Genau das haben wir beim Girls’ Day 2024 ausprobiert – und die Resonanz war überwältigend.

Kein Frontalunterricht – Payroll zum Anfassen

❌ Keine PowerPoint-Schlachten.
❌ Kein trockener Frontalunterricht.

👉 Stattdessen: Learning by Doing – mit KI-Tools, Neugier und Praxisbezug.

Sechs Teilnehmerinnen zwischen 15 und 17 Jahren erhielten erste Einblicke in Lohn, Abrechnung und Sozialversicherung. Und das nicht abstrakt, sondern praxisnah: Sie arbeiteten in Gruppen, probierten KI-Tools aus und erlebten Payroll hautnah.

Mehr lesen