Warum rechtzeitige Planung beim Wechsel des Payroll-Dienstleisters entscheidend ist

Payroll-Prozesse stellen für viele HR-Abteilungen immer noch eine Herausforderung dar. Die Komplexität des Wechsels zu einem neuen Payroll-Dienstleister wird häufig unterschätzt, wie ein aktuelles Praxisbeispiel verdeutlicht. Selbst wenn der geplante Starttermin noch in weiter Ferne liegt, ist eine frühzeitige Planung von entscheidender Bedeutung. Dieser Artikel analysiert die Schwierigkeiten und bietet Entscheidungsträgern, die vor einem Dienstleisterwechsel stehen, wertvolle Ratschläge.

Die Ausgangslage

Eine Kundin erhielt kürzlich die Kündigung durch ihren bisherigen Payroll-Dienstleister und benötigt bis zum 01.01.2026 einen neuen Anbieter. Gleichzeitig möchte sie die Chance nutzen, ihre Payroll-Prozesse zu optimieren. Obwohl 12 Monate Vorlauf ausreichend erscheinen, ist dies ein Trugschluss.

So könnte ein realistischer Zeitplan aussehen:

Q1/Q2 2025: Entscheidung für einen neuen Anbieter

  • Umfassende Prozessanalyse zur Definition der Anforderungen und Identifizierung von Optimierungspotenzialen
  • Marktanalyse, Anbieter-Vergleich und erste Gespräche
  • Vertrags-und Genehmigungsphase innerhalb des Unternehmens (Finanzabteilung, Entscheidungsgremien)

August 2025: Kick-Off des Dienstleisterwechsel-Projekts

  • Anforderungsdefinition und Schnittstellenplanung
  • Einbindung von verschiedenen Stakeholdern aus HR, Buchhaltung, Payroll, ggf. IT
  • Abstimmung mit dem alten und neuen Dienstleister bzgl. der Datenmigration
  • Ein früherer Start im Juli wäre noch besser

September 2025: Aufsetzen des neuen Systems beim Dienstleister

  • Aufsetzen, Konfigurieren und Testen des neuen Systems beim neuen Dienstleister
  • Datenmigration vom alten zum neuen Dienstleister

Oktober-Dezember 2025: Testabrechnungen

  • Parallele Durchführung von Testabrechnungen im neuen System
  • Korrekturen/Erkennen und Beheben von Fehlern

Januar 2026: Go-Live

  • Vollständige Übernahme des neuen Systems nach erfolgreichem Test und Abstimmung
  • Auch hier werden noch weitere Fehler auftreten und müssen behoben werden.
  • Nacharbeiten alter Dienstleister

Fazit und Empfehlung

Payroll ist ein komplexer Prozess mit potenziell weitreichenden Konsequenzen bei Fehlern. Ein reibungsloser Wechsel erfordert deshalb gründliche Planung, ausreichend Zeit für Tests und das zeitliche und fachliche Engagement von verschiedensten Stakeholdern aus HR, Payroll, Buchhaltung und ggf. IT.

Unternehmen sollten beim Wechsel des Payroll-Dienstleisters keine Zeit verlieren und lieber großzügig planen. Die ersten Monate sind entscheidend für den Erfolg des Projekts. Als Herzstück der HR-Prozesse verdient Payroll die volle Aufmerksamkeit. Frühzeitiges Handeln sichert einen reibungslosen Übergang und die optimale und möglichst fehlerfreie Abrechnung beim neuen Dienstleister.


Beratung und Unterstützung gesucht? Mit meiner Erfahrung unterstütze ich Unternehmen nicht nur bei der operativen Umsetzung von Outsourcing-Projekten, sondern berate diese auch im Vorfeld eines potentiellen Payroll Outsourcings.

Beitrag teilen:

Verwandte Beiträge

Nachwuchssicherung in der Payroll – so klappt’s mit der GEN Z!

Wie sichert man eigentlich Nachwuchs und Fachkräfte in der Payroll? Seien wir ehrlich: Kaum jemand sagte von uns nach der Schule oder dem Studium „Ich will unbedingt in die Lohnabrechnung!“ Oder in die Buchhaltung. Diese Bereiche gelten selten als „hip“ oder besonders attraktiv. Viele von uns sind eher zufällig dort gelandet – durch ein Praktikum, einen Ausbildungsteil oder weil jemand im Umfeld dort arbeitet.

Payroll ist ein klassischer Quereinsteigerberuf – es gibt keine spezielle IHK-Ausbildung. Man braucht meist eine kaufmännische Basis und qualifiziert sich dann weiter.

Doch wie erreichen wir die Gen Z, die Generation Influencer für diese – sagen wir mal – „weniger glanzvollen“ Bereiche?

Meine Antwort: Mit modernen, spielerischen Lernkonzepten. Wenn junge Menschen merken: „Hey, das ist ja gar nicht so trocken, wie ich dachte!“ – dann haben wir den ersten Schritt geschafft. Im besten Fall entsteht so echtes Interesse und langfristige Bindung. Und vielleicht sogar: neue Payroll-Fachkräfte!

Letztes Jahr durfte ich eine junge Auszubildende auf ihrem Weg zur Payroll-Fachkraft begleiten: Jana. Heute arbeitet sie bereits ziemlich erfolgreich als Payroll Specialist.
Im Rahmen meines Lernkonzepts der Payroll Lernreise hat sie sich innerhalb von nur drei Monaten strukturiert und praxisnah eingearbeitet.

Mehr lesen
Systemwechsel - nicht das Tool ist das Problem!

Systemwechsel in der Payroll: Warum das Tool nicht das Problem ist

Ein neues Abrechnungssystem klingt nach Fortschritt, Effizienz und Automatisierung. Doch die Realität sieht oft anders aus: Medienbrüche, Frust im Team und mehr manuelle Nacharbeit als zuvor. Warum scheitern so viele Systemwechsel in der Lohnabrechnung an der Praxis? Eine ehrliche Analyse.

1. Fachliche Abteilungen werden zu spät eingebunden
Entscheidungen fallen oft auf strategischer oder technischer Ebene – ohne die Payroll-Profis, die später mit dem System arbeiten. Schnittstellen wie HR oder FiBu werden oft vergessen, eine klare Ist-Analyse fehlt.

✅ Lösung: Die Payroll muss früh mit an den Tisch. Mapping der aktuellen Prozesse, Bedarfsanalyse für das neue System und Einbindung aller angrenzenden Systeme sind Pflicht.

2. Unklare Datenflüsse & Schnittstellenprobleme
Trotz versprochener Integration bleibt es bei Excel-Listen und manueller Nacharbeit. Daten kommen zu spät, unvollständig oder falsch an – ein Albtraum für jede Abrechnung.

✅ Lösung: Technische UND organisatorische Definition der Schnittstellen. Klar geregelt, wer was wann liefert – und wer es prüft.

3. Schulung kommt zu spät oder gar nicht

Viele Teams sehen das neue System zum ersten Mal nach dem Go-live. Es fehlt an Verständnis, Übersicht und Sicherheit. Besonders in altersgemischten Teams kann das zu Frust oder Fehlern führen.

✅ Lösung: Zielgruppengerechte Schulung , angepasst an Tempo und Lernstil – idealerweise schon vor dem Start. . Und: Die Schulung endet nicht mit dem Go-live.

4. Systemwechsel = Change, nicht nur IT
Ein Systemwechsel ist kein reines IT-Projekt. Es betrifft Menschen, Routinen, Zusammenarbeit. Wird das nicht mitgedacht, fühlt sich der Wechsel wie ein „Zusatzproblem“ an. Widerstand ist oft die Folge.

✅ Lösung: Der Wechsel ist ein Veränderungsprozess. Kommunikation, Rollenklärung und ein begleitetes Übergangsmanagement sind entscheidend.

5. Fehlende Prozessanalyse
Wer alte Prozesse einfach übernimmt, verpasst die Chance auf Optimierung. Oft wird das Alt-System 1:1 kopiert – inklusive Schwächen.

Mehr lesen